Verein PiN
Projects in Nubia
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Nubien

Schulhof in Argo, 2012.

'Nu­bi­en' ist ein weit ge­fass­ter Be­griff zur Be­zeich­nung der Ge­bie­te und Kul­tu­ren der mitt­le­ren Nil­re­gi­on im heu­ti­gen Sü­dägyp­ten und Nord­su­dan. Als geo­gra­phi­scher Be­griff ver­steht man heute unter 'Nu­bi­en' das Nil­tal und die un­mit­tel­bar an­gren­zen­den Ge­bie­te zwi­schen dem oberägyp­ti­schen As­su­an im Nor­den und dem su­da­ne­si­schen Debba im Süden; also das Ge­biet, in dem noch heute vor­ran­gig die nil­nu­bi­schen Spra­chen No­bi­in be­zie­hungs­wei­se Kenzi-Don­go­la­wi ge­spro­chen wer­den.

Landschaft

Das nu­bi­sche Nil­tal wird durch sechs Ka­ta­rak­te durch­bro­chen, die ni­lauf­wärts ge­zählt wer­den und die gros­sen Ab­schnit­te der nu­bi­schen Geo­gra­fie de­fi­nie­ren. Zum Wes­ten hin er­streckt sich die ly­bi­sche Wüste, deren Sand­dü­nen bis­wei­len bis an den Fluss stos­sen. Süd­lich des Nil­knicks bei Debba be­ginnt die Bayu­da-Wüste, die sich nach Süden all­mäh­lich in eine Tro­cken­step­pe wan­delt. Öst­lich des Nils liegt die so­ge­nann­te nu­bi­sche Wüste, die in die Berge am Roten Meer über­geht. Be­son­ders im Nor­den be­schränkt sich das be­wohn­ba­re Ge­biet auf den schma­len Strei­fen frucht­ba­ren Lan­des bei­der­seits des Nils sowie auf die Ni­lin­seln. So ist das nu­bi­sche Nil­tal eine Flus­soa­se im hy­pe­ra­ri­den Ost­teil der Sa­ha­ra.
Die Bild­ga­le­rie zeigt Ni­land­schaf­ten zwi­schen dem drit­ten und vier­ten Nil­ka­ta­rakt.

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Geschichte

Die Re­gi­on des mitt­le­ren Nils hat eine rei­che und kom­ple­xe Ge­schich­te, die Jahr­tau­sen­de zu­rück­reicht. Das erste his­to­risch über­lie­fer­te Staats­we­sen war das Kö­nig­reich Kerma in Ober­nu­bi­en, das um 2'500 v. Chr. ent­stand. Mit Be­ginn des neuen Reichs er­lang­ten die Ägyp­ter die Kon­trol­le über Nu­bi­en. Als sich Ägyp­ten um 1100 v. Chr. aus der Re­gi­on zu­rück­zie­hen muss­te, ver­moch­ten sich im ent­stan­de­nen Macht­va­ku­um die auf­ein­an­der­fol­gen­den Kö­nig­rei­che von Na­pa­ta (ab ca. 1000 v. Chr.) und Meroe (ab ca. 650 v. Chr.) zu eta­blie­ren. Nach dem Un­ter­gang des me­roi­ti­schen Rei­ches bil­de­ten sich in Ober­nu­bi­en die Nach­fol­ge­staa­ten No­ba­tia, Ma­ku­ria und Alwa, die gegen Ende des 6. Jahr­hun­derts zum Chris­ten­tum über­tra­ten und bis in die Pe­ri­o­de des eu­ro­pä­i­schen Mit­tel­al­ters for­te­xis­tier­ten. Mit der Er­obe­rung Ägyp­tens durch ara­bi­sche Mus­li­me ab 639 kam es im nörd­li­chen Sudan zum ers­ten Kon­takt mit dem Islam, der ste­tig mehr An­hän­ger fand. An die Stel­le der nu­bi­schen Kö­nig­rei­che tra­ten nach und nach neue, is­la­mi­sche, Ge­mein­we­sen. Im frü­hen 20. Jahr­hun­dert wurde der Sudan eine bri­ti­sche Ko­lo­nie. Am 1. Ja­nu­ar 1956 wurde der Sudan in die Un­ab­hän­gig­keit ent­las­sen.
Die Bild­ga­le­rie gibt einen Ein­blick in das rei­che ar­chäo­lo­gi­sche und ar­chi­tek­to­ni­sche Kul­tur­er­be der Re­gi­on Kerma.

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Sprache

Die nu­bi­schen Spra­chen, die zur ni­lo­sa­ha­ri­schen Sprach­fa­mi­lie ge­hö­ren, sind über ein gro­ßes Ge­biet ver­streut, das so­wohl die nörd­li­che Hälf­te der Re­pu­blik Sudan als auch den Süden Ägyp­tens um­fasst. Der Nil-Nu­bi­sche Zweig um­fasst das Kenzi-Don­go­la­wi, No­bi­in mit den Di­a­lek­ten Mahas und Fiya­dik­ka sowie sei­nen mit­tel­al­ter­li­chen Vor­gän­ger, das Alt-Nu­bi­sche. Die Nu­bi­er ober­halb (ni­lauf­wärts) von Debba an der gro­ßen Fluss­bie­gung haben in den letz­ten 200 Jah­ren ihre Spra­che zu­guns­ten des Ara­bi­schen auf­ge­ge­ben und sich mit ein­wan­dern­den ara­bi­schen No­ma­den sowie mit den Beja, deren an­ge­stamm­ter Wohn­sitz die Berg­wüs­te öst­lich vom Nil am Roten Meer ist. Die Re­gi­on Kerma bil­det heute die Sprach­gren­ze zwi­schen Don­go­la­wi und Mahas. Beide Spra­chen wer­den in der Re­gi­on ge­spro­chen aber nicht in den Schu­len ge­lehrt.  

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Projekte

Pro­jects in Nubia führt in Su­da­ne­sisch-Nu­bi­en ver­schie­de­ne Pro­jek­te durch, die in Zu­sam­me­n­a­r­beit mit lo­ka­len und in­ter­na­ti­o­na­len Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten kon­zi­piert und um­ge­setzt wer­den. Der geo­gra­phi­sche Schwer­punkt der Pro­jek­te liegt im Kerma-Be­cken süd­lich des 3. Ka­ta­rakts. Auf­grund des seit dem 15. April 2023 an­dau­ern­den Kriegs im Sudan ist die Ar­beit an den Pro­jek­ten der­zeit aus­ge­setzt. 

Humanitarien Response

Die krie­ge­ri­schen Er­eig­nis­se im Sudan ver­ur­sa­chen in der Zi­vil­be­völ­ke­rung viel mensch­li­ches Leid. Rund ein Vier­tel der Be­völ­ke­rung ist auf der Flucht. In wei­ten Tei­len des Lan­des ist die Ge­sund­heits­ver­sor­gung zu­sam­men­ge­bro­chen. Die Er­näh­rungs­la­ge ist an­ge­spannt und ver­schärft sich wei­ter. Im nörd­li­chen Bun­dess­taat haben bis heute meh­re­re hun­dert­tau­send Men­schen bei Freun­den und Ver­wand­ten Zu­flucht ge­fun­den. In Ab­spra­che und Zu­sam­me­n­a­r­beit mit lo­ka­len Ge­währs­leu­ten und Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­o­nen be­rei­tet «Pro­jects in Nubia» eine hu­ma­ni­tä­re In­itia­ti­ve zu­guns­ten Not lei­den­der Men­schen in der Fo­kus­re­gi­on Argo/Kerma vor. Für die Fi­nan­zie­rung die­ser In­itia­ti­ve wer­den wir auf Ihre Spen­de an­ge­wie­sen sein.

Lehmbauforschung

Ein kon­kre­tes Ar­beits­feld mit Bezug zur Lehm­bau­for­schung er­öff­ne­te sich mit der In­itia­ti­ve von Abd al-Ilah al-Malik für den Bau eines In­for­ma­ti­ons­zen­trums zur nu­bi­schen Kul­tur in Argo, süd­lich von Kerma. Im Zu­sam­men­hang mit der Pla­nung die­ses Zen­trums («Nu­bi­an He­ri­ta­ge In­ter­pre­ta­ti­on Point») waren Ana­ly­sen des Bau­grunds und der ver­füg­ba­ten Bau­stof­fe not­wen­dig. Zu die­sem Zweck reis­te im Fe­bru­ar 2023 Felix Hil­gert von der Firma Leh­mag mit dem Ziel nach Argo, den Bau­grund zu prü­fen und die für den Bau ge­eig­ne­ten Lehm­bau­mi­schun­gen zu be­stim­men. Mit Blick auf die Re­a­li­sier­bar­keit des ar­chi­tek­to­ni­schen Ent­wurfs wur­den in Zu­sam­me­n­a­r­beit mit einer Equipe von ein­hei­mi­schen Fach­kräf­ten Lehm­mi­schun­gen und Lehm­bau­tech­ni­ken er­probt und ge­tes­tet.
Die Bild­ga­le­rie gibt einen Ein­blick in diese Er­pro­bungs- und Test­pha­se.

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Gussaibas

Ein Set von 16 Gus­sai­bas – ton­nen­för­mi­gen Lehmspei­chern un­ter­schied­li­cher Grös­se – bil­det den Kern der ge­plan­ten Ausstel­lung im «Nu­bi­an He­ri­ta­ge In­ter­pre­ta­ti­on Point». An­läss­lich der ers­ten Be­gut­ach­tun­gen der Gus­sai­bas in den Jah­ren 2020 und 2022 stell­te Andri Bundi vom Re­stau­rie­rungs­kol­lek­tiv Ate­li­er40a in Bern an den Gus­sai­bas Schä­den durch Ter­mi­ten­be­fall und Regen fest. Ak­ti­ve Ter­mi­ten­nes­ter wur­den von den Guss­ei­bas ent­fernt. Auf Emp­feh­lung des Re­stau­ra­tors wurde ent­schie­den, die in­ak­ti­ven Ter­mi­ten­nes­ter erst bei der end­gül­ti­gen Re­stau­rie­rung zu ent­fer­nen. Auf­grund der Kriegs­hand­lun­gen im Sudan ver­zö­gert sich die Re­stau­ra­ti­on der Gu­sai­bas und deren Über­füh­rung in einen Schutz­bau.
Die Bild­ga­le­rie zeigt die Gus­sai­bas an ihrem der­zei­ti­gen Stand­ort.

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Nubian Heritage Interpretation Point

Das vom Büro Bolts­hau­ser Ar­chi­tek­ten ent­wi­ckel­te Pro­jekt für das «Nu­bi­an He­ri­ta­ge In­ter­pre­ta­ti­on Point» über­zeugt durch seine schlich­te Ele­ganz. Der Bau­kör­per, der im In­nen­hof eines tra­di­ti­o­nel­len nu­bi­schen Hau­ses ein­ge­spannt ist, be­steht längs­sei­tig aus hoch­auf­ra­gen­den Wand­schei­ben aus Stampf­lehm, die ein ver­zink­tes Tra­pez­blech­dach tra­gen. Die Da­ch­kon­struk­ti­on wird im In­ne­ren von Stampf­lehm­säu­len ge­tra­gen, die den ab­ge­senk­ten zen­tra­len Ausstel­lungs­be­reich glie­dern und rhyth­mi­sie­ren. Das Ge­bäu­de ver­fügt längs­sei­tig Wand­schei­ben über fens­ter­ar­ti­ge Öff­nun­gen, durch die Um­ge­bungs­luft ein­strömt. Durch selbst­re­gu­lie­ren­de bau­phy­si­ka­li­sche Pro­zes­se kühlt sich die Luft und im Ge­bäu­dein­ne­ren ab und sorgt so für eine ef­fi­zi­en­te na­tür­li­che Be­lüf­tung und Küh­lung.

Abd al-Ilah Abbas al-Malik. Argo, 2012.

Verein

Kaffeezeremonie. Kerma, 2012.

Der im März 2019 ge­grün­det Ver­ein Pro­jects in Nubia (PiN) bezweckt die För­de­rung von Pro­jek­ten, die der lo­ka­len Ge­mein­schaft im su­da­ne­si­schen Teil Nu­bi­ens zu­gu­te­kom­men und von ihr mit­ge­tra­gen wer­den. Un­ter­stützt wer­den kul­tu­rel­le, so­zi­a­len und wis­sen­schaft­li­chen Pro­jek­te, mit Ge­mein­wohlo­ri­en­tie­rung. PiN kann kul­tu­rel­le, so­zi­a­le und wis­sen­schaft­li­che Pro­jek­te durch­füh­ren oder un­ter­stüt­zen. Ein Schwer­punkt des Ver­eins gilt der Er­for­schung und Be­wah­rung des nu­bi­schen Kul­tur­er­bes. Dar­un­ter fällt auch die Er­for­schung, Do­ku­men­ta­ti­on und Er­hal­tung von aus­ge­wähl­ten Zeu­gen der tra­di­ti­o­nel­len nu­bi­schen Lehm­bau­a­r­chi­tek­tur.

Grün­dungs­mit­glie­der des Ver­eins PiN sind Ni­co­las Mül­ler, Pa­tri­cia Jegher, Ca­the­ri­ne Burk­hard, und Marc Bundi.

Auf­grund des seit dem 15. April 2023 an­dau­ern­den Kriegs im Sudan ist die Ar­beit an lau­fen­den Pro­jek­ten aus­ge­setzt. Vor dem Hin­ter­grund der gros­sen mensch­li­chen Not be­rei­tet Pro­jects in Nubia eine hu­ma­ni­tä­re In­itia­ti­ve zu­guns­ten Not lei­den­der Men­schen in der Fo­kus­re­gi­on Argo/Kerma vor. Für die Fi­nan­­zie­rung die­­ser In­­i­tia­ti­­ve wer­­den wir auf Ihre Spen­­de an­­ge­wie­­sen sein.



Ge­stal­tung: Re­bec­ca Da Bau­tis­ta
Code: modem GmbH

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